Sonntag, 14. September 2014

NABU-Betriebsausflug "Zugwiesen - Juchee, wir kommen!"

Herbstliche Zugwiesen
Herbstliche Zugwiesen

Ein Kreis von ungefähr 20 gestandenen Frauen und Männern des aktiven NABU Kerns versammelte sich mit Vorfreude und Neugier um Frau Barbara Klein, unserer "Neckarguide". Eine eloquente Referentin, die uns mit vielen Beispielen vor Ort und unter souveränder Einbeziehung von Publikumsfragen aufklärte über die Geschichte, Ziele und Konflikte der Zugwiesen. Auch zeigte sie uns situativ einige lebende Besonderheiten. Dabei entstanden tolle Fotos und Eindrücke, denn das Wetter spielte mit.

 

In gehobener Stimmung bekamen wir Uferläufer zu Gesicht, die wir mit Frau Kleins Spektiv beobachten durften: schnepfenartige kleine Vögel mit großem Bewegungsdrank, langbeinig im Bach herumstolzierend. Buntgemischte Gruppen von Prachtkäfern und deren Larven, die als biologische Schädlingsbekämpfer dem stumpfen Ampfer (einem für Landwirte schädlichen Kraut mit enormer Ausdehnung) zu Leibe rücken, boten rötlich-grünlich-golden-metallischen Glanz. Ein Bisam konnte bei der Arbeit (fressen) beobachtet werden, eine amerikanische Rotwangenschildkröte aus Florida (!!Gefahr für einheimische Amphibien!!) nahmen ein Sonnenbad auf einem ins Wasser hineinragenden Baumstamm. Überfahrene Teichfrösche stimmten melancholisch über das schwierige Miteinander von Mensch und Natur. Wunderschöne exotische Nilgänse als nicht einheimische Neulinge in unserer Fauna (Neozoen), überzeugen durch ihre Power und ihre Anpassungsfähigkeit. Wenn die Jungen die erste Mutprobe, dem Sprung aus dem Baumnest, überstanden haben, kann ihnen bei diesen wehrhaften Eltern so ziemlich nichts mehr passieren.

 

Teichhühner, die eigentlich zu den Rallen gehörten, waren sehr vertieft in ihre Futtersuche. Sie können sehr gut tauchen. Ein Schwarm Kormorane flog, gleich einer Perlenkette, über uns hinweg. Auf einer kleinen Insel konnten wir dank moderner Optik einzene Kormorane beim Faulenzen und Gefiedertrocknen beobachten. Sie haben herrlich türkisfarbene Augen.

 

Das ursprünglich zentrale Hauptanliegen des 8 Mio. Projektes "Zugwiesen" ist jedoch die als Bach konzipierte Schleusenpassage für Fische, sozusagen eine naturnahe Fischtreppen. vom Aussehen her idyllische Natur, in Wahrheit am Computer vom Landschaftsarchitekturbüro haargenau berechnet. Große Steine sind im Wasser so angeordnet, daß es für die Fische auch regelmäßig strömungsfreie Ruhezonen gibt. Schwächere Arten können auf diese Weise den Höhenunterschied mühelos überwinden. Die Tiere Finden ihre "Umgehungsstrasse" mittels des in den Neckar einmündenden sauerstoffreichen Kaltwasserreizes. Eine herrliche Anlage mit "Himmelstümpeln" (Brutgelegenheiten), die vom Regenwasser gespeist werden und langsam wieder trocken fallen. Profiteure sind unter anderem seltene Amphibien wie die Wechselkröte. Eine langgestreckte Landzunge dient als Refugium für empfindliche und scheue Vögel wie zum Beispiel Flußseeschwalbe und Regenpfeiffer.

 

Zur Pflege des angrenzenden wildblumen- und schmetterlingsreichen Areals werden Hinterwälder Rinder (eine extensive, anspruchslose Rasse) eingesetzt. Leider hatten sie gerade Urlaub, daher für uns nur auf Schautafeln sichtbar. Und Meister Adebar hat auch noch nicht gebrütet auf dem Extra für ihn modifizierten Aussichtsturm. Aber er überlegt sich's vielleicht noch, denn er hat in diesem Frühling schon mal nach dem Rechten geschaut.

 

Ein Problem dieses "Garten Eden" sind die Hunde, die allzu oft frei herumlaufen, obwohl hier Leinenpflicht herrscht und die menschlichen Wesen, die auch durch die angebrachten Schilder nicht davon abzuhalten sind, Freizeitvergnügen in den sensiblen, reich strukturierten Uferzonen zu suchen. Ein weiteres Manko ist auch die Verbuschung, die auf Dauer die Artenvielfalt wieder einschränken wird. Ansonsten sind die Zugwiesen ein echtes Prunkstück.

 

Zum Schluß hocken wir NABU's uns erschöpft in die nahegelegene Freibadgaststätte "Neckarblick" und liessen es uns nach NABU Art schmecken. Natürlich streng vegetarisch und antialkoholisch...